Historie

Von Bürgerinnen und Bürgern erbaut, gelebt und erhalten

Tauchen Sie ein in die Geschichte des Weißenbrunner Freibades! Hier bekommen Sie einen kleinen Einblick, wie dieser Ort des Zusammenseins entstanden ist und sich generationenübergreifend zu einer beliebten Anlaufstelle für Jung und Alt entwickelt hat.

Nachkriegszeit und 1950er-Jahre

Bis 1947 war das Bad ein Feuerlöschteich, der auch als Viehtränke genutzt wurde. Den Ausbau des Geländes, das bis heute Eigentum der sogenannten Vierlingsgemeinde ist, organisierte die damals eigenständige Gemeinde Weißenbrunn. So gab es Verdienstmöglichkeiten für die in der Umgebung untergebrachten Geflüchteten und Vertriebenen, sowie für auf sich allein gestellte Kriegswitwen und andere Einheimische. Beim Anlegen der Grünflächen mit herbeigeschafftem Bodenmaterial halfen die amerikanischen Besatzer mit schwerer Maschinerie. Denn der Sandboden, wie er am „Strandhügel“ noch herausspitzt, ist original.

(Vielen Dank an den FSV Weißenbrunn für die bereitgestellten Fotos.)

Das fertig gebaute Freibad wurde vom durchlaufenden Bach gespeist, sodass die Wassertemperatur an sehr guten Tagen bestenfalls auf 19 Grad anstieg. Reingegangen wurde schon ab 16 Grad – huscherla! Den Dorfbewohner*innen ebenso wie den internationalen Gästen des damals noch öffentlichen Campingplatzes und der Jugendherberge direkt nebenan gefiels trotzdem. Den Badbetrieb organisierte die Gemeinde seinerzeit übrigens gemeinsam mit dem Jugendherbergsverband und dem Bund Naturschutz.

1960er- und 1970er-Jahre

Im Jahr 1963 gründete sich die Weißenbrunner Ortsgruppe der bayerischen Wasserwacht, um fortan selbst Dienst zu tun, wo bislang die Wachten aus Altdorf und Burgthann angeheuert hatten. Obendrein opferte das ehrenamtliche Team in orangener Bademode unermüdlich unzählige Freizeitstunden für die regelmäßige Instandhaltung und fortschreitende Badverschönerungen. Beispielsweise musste jährlich nach der Saison der Beckenboden von wuchernden Schlingpflanzen befreit werden, in denen sich dazumal Forellen tummelten. Ein Kinderplanschbecken und ein Spielplatz mit Piratenschiff-Klettergerüst wurden gebaut. Anstelle der alten Baracke, wo bereits erste Sonnwendfeiern stattfanden, wurde ein neues Gebäude errichtet. Und dann waren da immer wieder neue Busse voll mit Schulklassen aus Berlin, Köln und sonst woher, die alle ihr Schwimmabzeichen machen wollten…

Stolze acht D-Mark betrug der Preis für eine Jahreskarte in den Sechzigerjahren. Dafür war einiges geboten: Bahnen schwimmen, am Holzkreuz herumturnen, das im Wasser umhertrieb, später sogar vom 3-Meter-Turm springen. Die Sonne anbeten und im gut besuchten Kiosk a Seidla genießen ging allerweil. Und wenn im Winter das Becken zu einer stabilen Eisfläche gefroren war, kamen Schlittschuhe und Hockeyschläger zum Einsatz. Mit der Eingemeindung Weißenbrunns in die Großgemeinde Leinburg im Jahr 1978 wurde das Bad dann zu einem öffentlichen Badegewässer umgestaltet. In der Folge wurde das Wasser zeitweise handgechlort, um vom Landratsamt vorgegebene Wasserwerte zu erreichen.

1980er- und 1990er-Jahre

Jahrzehnte der Blüte plätscherten dahin. Das Weißenbrunner Bad diente als Ort für Naherholung und Entspannung, aber auch für besondere Feste. So hat jede Generation ihre ganz eigenen glanzvollen Erinnerungen. Die in Weißenbrunn aufgewachsene Künstlerin Barbara Meisner hat ihre in Gemälden, Drucken und Zeichnungen festgehalten, die zwischen 1985 und 1987 entstanden.

Gegen Ende des Millenniums dümpelte das in die Jahre gekommene Bad zeitweise so vor sich hin. Im Grunde war es ein Naturgewässer mit zumeist eher kalten Temperaturen. Wegen seiner Molche war es zwar bei Kindern besonders beliebt, doch die Wasserqualität war nicht immer stabil zu halten. Hinzu kam, dass die Substanz des Beckens allmählich marode wurde.

2000er – und 2010er-Jahre

2007 gründete sich der Förderverein mit dem Ziel, eine Komplettsanierung des Beckens sowie den dauerhaften Erhalt als Naturbad mit rein ökologischer Wasseraufbereitung zu erreichen. Als Basis einer Zukunftsperspektive schloss die Gemeinde Leinburg einen Pachtvertrag mit den Geländeeigentümern der Vierlingsgemeinde. Nachdem der Gemeinderat die Sanierung mit großer Mehrheit beschloss, begannen die Umbauarbeiten im Herbst 2011 und schon im Folgejahr konnte Einweihung gefeiert werden. Um die Gemeinde Leinburg bei der Umsetzung zu entlasten, leistete der Förderverein reichlich Unterstützung – sowohl tatkräftig als auch finanziell.

In der Folge lebten Betrieb und Popularität des Naturbads neu auf. Wärmere Temperaturen dank neuem Wasserfilter erhöhten den Badekomfort deutlich. Der Förderverein widmete sich fortlaufend der Instandhaltung und Ausstattung des Badeorts – ob Sanierung der Sanitäranlagen, Geräte für den Sandspielplatz, neue Umkleidekabinen, Boulebahn oder Erneuerung des Volleyballfelds. Mit der Cake’n’Beach Party gelang mehrere Jahre eine weitere regionale Kultveranstaltung. Dank den Wirtsleuten der Gaststätte Schwarzer Adler gab es bei schönem Wetter wieder regelmäßigen Imbissbetrieb. Die guten Zeiten rollten – und an besonders heißen Tagen, insbesondere Wochenenden, kam es schon mal vor, dass Weißenbrunn von Massen überrollt wurde.

2020er-Jahre

Im ersten Corona-Jahr machte nicht nur die Pandemie dem Badebetrieb einen Strich durch die Rechnung. Noch während die Möglichkeiten eines eingeschränkten Betriebs diskutiert wurden, ließ ein Baumschaden die Saison 2020 komplett ins Wasser fallen. Erlen waren mit Baumpilz befallen und mussten gefällt werden, weil sie Liegeflächen gefährdeten. Inzwischen ist auch für die Wiederaufforstung bereits gesorgt. Im zweiten Pandemiejahr war zumindest eingeschränkter Badebetrieb möglich, 2022 kehrte wieder weitgehende Normalität ein. Für ein leicht verändertes Umfeld sorgte ein zu erstellendes Sicherheitsgutachten. Denn um den Badeort in seiner bisherigen, frei zugänglichen Form weiter zu erhalten, waren einige Auflagen zu erfüllen. So wurden weitere Geländer und Hinweisschilder montiert und zusätzliche Rettungsausstattung angeschafft. Gemäß den Auflagen mussten leider auch die Wasserrutsche sowie das 1-Meter-Sprungbrett entfernt werden.